Interviews mit Berufstätigen: Recruiting
Welche Berufe kann man nach einem Studium der Psychologie eigentlich ergreifen? Wo sind Berufsfelder und wie sehen einzelne Tätigkeiten und Aufgabenbereiche von Psychologen aus? Wir bringen mit Hilfe von Studienabsolventen Licht ins Dunkel.
Im nachfolgenden Interview berichtet Sylvie-Christine B. von ihrer Arbeit als Recruiterin bei einem weltweit führenden Managementberatungs-, Technologie- und Outsourcing-Dienstleister. Sie ist die erste Ansprechpartnerin für Bewerber und die Herausforderung im Beruf liegt darin, aus allen Bewerbungen die besten Mitarbeiter für das Unternehmen auszuwählen.
Liebe Sylvie-Christine, Sie haben Psychologie an der Uni Heidelberg studiert. Warum haben Sie sich für dieses Studienfach entschieden und was hat Sie an dem zukünftigen Berufsfeld gereizt?
Ich war schon immer an Menschen interessiert, habe mich viel damit beschäftigt sowie mit meiner Familie und Freunden gesprochen, welches Fach am besten zu mir passen könnte. Da kam ich auf Psychologie. Zudem bin ich zu Hause mit diesem Fach – durch meine Mutter als Lehrerin der Kinderpsychologie und Logotherapeutin sowie meinen Vater als Personalleiter – schon viel in Berührung gekommen.
Heute arbeiten Sie als Recruiterin bei einem weltweit aktiven Unternehmen. Was können wir uns unter Ihrem Beruf vorstellen?
Dadurch, dass man über viele Bewerber entscheidet oder zumindest mitentscheidet, ob sie für die Firma geeignet sind, hat man eine große Verantwortung.
Als Recruiterin bin ich erste Ansprechpartnerin im Unternehmen für Bewerber. Ich schalte beispielsweise Jobanzeigen und beschäftige mich damit, wie man am besten Kandidaten für die Firma gewinnen kann (Headhunting, Jobboards, spezielle Events, etc.). Spaß machen mir vor allem Messe-Besuche, um dort die Firma zu repräsentieren und auf diese Weise für das Unternehmen zu interessieren. Zudem führt man durch Assessment–Center und prüft dabei selbst Kandidaten bei Rollenspielen oder anderen Übungen. Man kann Ideen einbringen, wie ein Bewerbungsverfahren am besten aussehen soll und gilt hinsichtlich der Einstellung bzw. Recherche von Kandidaten als sogenannter „Business Advisor“ für die Practice – also den Fachexperten in der Beratung.
Ein großer Bestandteil der Recruiting-Arbeit liegt darin, Bewerbungsunterlagen zu sichten, Telefoninterviews und auch persönliche Interviews zu führen, um dann zu entscheiden, ob ein Kandidat zu der ausgeschriebenen Stelle und vor allem zum Unternehmen passt. Hier arbeite ich, wie erwähnt, eng mit Kollegen aus der Fachabteilung zusammen. Die Kollegen haben nicht die psychologische Sicht, sind dafür aber fachliche Cracks und können beurteilen, ob sich die Kandidaten fachlich für die Stelle eignen. Nach dem Abstimmungsprozess und den Austausch mit den Kollegen machen wir den Kandidaten Vertragsangebote oder müssen ihnen beibringen, dass sie für die Stelle leider nicht geeignet sind. Absagen macht keiner gerne, das ist sicherlich eine der schwersten Aufgaben. Andererseits ist der Job toll, wenn man Menschen ein Angebot machen kann und sie dadurch erfreut.
Dadurch, dass man über viele Bewerber entscheidet oder zumindest mitentscheidet, ob sie für die Firma geeignet sind, hat man eine große Verantwortung. Recruiter sollten schon offen sein und gerne mit Menschen kommunizieren. Ich habe ständig mit den unterschiedlichsten Menschen zu tun, was mir sehr gut gefällt. Allerdings sollte man auch im Berufsleben für Abwechslung sorgen. Ich habe zwischendurch auch immer Trainings gegeben, vor allem natürlich bezogen auf Softskills und Bewerbungsthemen, und später ein Team geleitet – so blieb mein Job immer wieder unterschiedlich und spannend.
Vor allem Studierende fragen sich ja oft, wie der Weg nach dem Studienabschluss bis zum Berufseinstieg aussieht. Wie war das bei Ihnen?
Bei mir ging es ziemlich schnell. Ich hatte mehrere Gespräche und dann das Glück, mir sogar meine Lieblingsfirma aussuchen zu können. Durch meine jetzige Tätigkeit als Recruiter kenne ich nun auch die andere Perspektive und kann Bewerbern den Tipp geben, sich nicht entmutigen zu lassen, wenn es mal nicht klappt – durch jedes Gespräch lernt man dazu und es gibt eben auch einfach Zeiten, in denen der Jobmarkt etwas schwieriger ist.
Wenn jemand den gleichen Karriereweg wie Sie einschlagen möchte – was würden Sie ihm/ ihr raten?
Rückblickend betrachtet, unterscheidet sich die Arbeitswelt stark von der Uni. Meine Empfehlung ist daher, so viele Praktika wie möglich zu absolvieren, um erste Einblicke in den Arbeitsalltag zu erhalten.
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