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Ist eine psychische Erkrankung ein Vorteil im Studium?

Schüler fragen: Ist eine psychische Krankheit beim Psychologie Studium von Vorteil? Kann man bei einem Psychologie Studium von eigenen Erkrankungen "profitieren", da man ja das Verständnis für seine Patienten hat?

Studenten antworten:

Robin, Student der Uni Düsseldorf:

Nein, definitiv nicht. Das Psychologie Studium ist keine Selbsttherapie. Ich würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass man mit psychischen Störungen besser kein Psychologie Studium beginnt. Denn schließlich soll der Beruf (anderen) Menschen mit psychischen Störungen helfen. Wenn man dabei in erster Linie auch mit sich selbst beschäftigt ist, wird man seiner Verantwortung sicher nicht in vollem Umfang gerecht werden können. Und es ist vermutlich auch für einen selbst sehr belastend. Ob es dennoch Leute gibt, die mit einer eigenen psychischen Störung ein Psychologie Studium aufnehmen, steht wiederum auf einem ganz anderen Blatt.

Andrea, Absolventin der TU Chemnitz:

Schwierige Frage, die bei den meisten Professoren auch auf viel Unmut stößt, weil Psychologie-Studierende und vor allem Therapeutenanwärter doch bitte unbedingt psychisch gesund sein mögen. Dass das unrealistisch ist, merkt jeder Studierende spätestens im zweiten Semester, wenn man seine Kommilitonen richtig kennenlernt. Eine psychische Störung, egal in welchem Studium, ist immer auch eine Zusatzbelastung und kann zu Überforderung führen. Deshalb sollte man sich Unterstützung suchen und gut auf die eigene Belastungsgrenze achten. Ein Psychologie Studium ist quantitativ und qualitativ sehr anstrengend. Die Studieninhalte handeln nun einmal von psychischen Störungen und man ist vor allem im fortschreitenden Studium (sofern man sich im klinischen Bereich spezialisiert) mit belastenden Inhalten konfrontiert. Kurz gesagt: Ein Psychologie Studium ist anstrengend und kann durch eine psychische Störung überfordernd sein. Dennoch kann eine psychische Störung natürlich auch das Verständnis klinischer Inhalte verbessern, da man direkt ein "Fallbeispiel" im Kopf hat. Wichtig ist jedoch, ein Studium nicht als Therapie zu verstehen und sich bei Überlastung psychotherapeutische Unterstützung zu suchen.

Melanie, Studentin der Uni Bamberg:

In einem Psychologie Studium an sich profitiert man sicher nicht von einer eigenen Erkrankung. Zum einen hat das Studium an sich nichts mit einer psychotherapeutischen Ausbildung zu tun, die einen dann zum psychologischen Psychotherapeuten qualifiziert. Im Studium selbst lernt ihr nur Theorien und die DMS und ICD Kritierien der psychischen Erkrankungen. Sonst nichts. Wenn man nach dem Studium dann die Ausbildung macht kann es von Vorteil sein, soweit man die Erkrankung schon selbst in einer Therapie aufarbeiten konnte und keine weiteren Beeinträchtigungen zu erwarten sind, da man aus eigener Erfahrung weiß, wie sich eine Therapie "anfühlt". Meiner Meinung nach ist eine psychische Erkrankung aber immer eine Belastung, die behandelt werden sollte und kein Vorteil.

Moritz, Absolvent der Uni Göttingen:

Auf jeden Fall – nicht! Die Hauptaufgabe eines/r Therapeuten/in liegt nicht primär darin, Verständnis für die Symptome seiner Patienten/innen aufzubringen, sondern es geht darum, gemeinsam mit dem/der Patienten/in das problematische Verhalten zu bearbeiten und Lösungswege zu finden. Natürlich nimmt der/die Therapeut/in dabei die Rolle einer/s einfühlsamen Unterstützers/in ein. In Bezug auf das nötige Wissen über genaue Krankheitssymptome besteht kein "Vorteil" für Studenten/innen mit psychischer Störung. Ein weit verbreiteter Irrtum ist außerdem, dass man sich nach Studium und Therapieausbildung selbst therapieren kann – das ist absolut falsch und sollte unter gar keinen Umständen Studienmotivation sein.

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